Sinfoniekonzert Mai 2025

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Musikfreunde, liebe Freunde des Homburger Sinfonieorchesters,

anlässlich des 150. Geburtstags von Maurice Ravel präsentieren wir Ihnen heute sein berühmtes Klavierkonzert in G-Dur, eines der wohl bekanntesten und meistgespielten Werke des musikalischen Impressionismus. Es wurde 1932 vom Orchestre Lamoureux mit Marguerite Long am Flügel uraufgeführt. Dass der ausgezeichnete Pianist Maurice Ravel bei der Uraufführung nicht selbst den anspruchsvollen Solopart übernehmen konnte, hatte einen tragischen Grund: Aufgrund einer unheilbaren, immer weiter fortschreitenden Nervenkrankheit war es Ravel 1932 nicht mehr möglich, dem hohen Anspruch seines Meisterwerks pianistisch gerecht zu werden.

© Ramazan Karaoglanoglu
Ravels Konzert ist durch eine farbenfrohe, äußerst vielseitige Klangsprache geprägt. Gespickt ist es mit Elementen, die von sehr persönlichen musikalischen Erfahrungen des Komponisten erzählen: Das Stück vereint baskische Volksmusik mit den Einflüssen des Jazz, die der Komponist 1828 auf seiner Amerikareise aufnahm. Wir freuen uns sehr, heute Abend Martina Rommel als Solistin begrüßen zu dürfen. Die vielversprechende Pianistin absolviert aktuell noch ihr Masterstudentin an der Musikhochschule in Freiburg. Zuvor hat sie an der Saarbrücker Musikhochschule studiert. 2023, bei der Aufführung des Konzerts von Gabriela Montero, hat Martina Rommel bereits das Homburger Sinfonieorchester und Sie, liebe Freunde des Orchesters, mit Ihrem künstlerischen Feinsinn und ihrer technischen Brillanz in ihren Bann gezogen.

Umrahmt wird das Klavierkonzert von zwei weiteren herausragenden Werken der Musikgeschichte, die sich beide dadurch auszeichnen, dass sie zwar an das musikalische Erbe anknüpfen, es jedoch zugleich progressiv weiterentwickeln. Zunächst hören Sie Strawinskys Pulcinella Suite, die in der neoklassizistischen Phase des Komponisten entstanden ist. In diesem Werk zitiert Strawinsky Barockmusik, insbesondere Fragmente eines Werkes von Pergolesi, doch auch andere Barockkomponisten werden als leises Echo in die Präsenz geholt. Mit dem Einsatz eines Streichquintetts als „Concertino“ lässt Strawinsky das Genre des Concerto grosso wieder aufleben. Pulcinella ist eine der berühmtesten Ballettmusiken des 20. Jahrhunderts und zählt heute zu den herausragendsten Werken des Neoklassizismus. Sie wurde am 15. Mai 1920 an der Pariser Oper uraufgeführt. Den Impuls zur Komposition hatte Strawinsky vom damaligen Pariser Impresario Diaghilev empfangen. Neben den Strawinsky und Diaghilev zählte auch Pablo Picasso, der die Kostüme und Bühnenbilder entworfen hatte, zur künstlerischen Equipe.

In der zweiten Konzerthälfte erwartet Sie Franz Schuberts Sinfonie Nr. 4, auch bekannt als die Tragische Sinfonie. Die Klangsprache des noch jungen Schubert ist in vielen Passagen des Werks recht klassisch. Immer wieder wurde die Frage aufgeworfen, warum Schubert gerade das Adjektiv „tragisch“ mit dieser Musik assoziiert. Es ist neben der Unvollendeten Schuberts einzige Sinfonie in Moll, jedoch sucht man vergebens nach ‚tragischen‘ Elementen. Ob Schubert hier den Vergleich mit Beethovens 5. Sinfonie suchte? Unabhängig von dieser Einordnung entwickelt die Musik, unter anderem durch ihre ungewöhnliche Harmonik und die Kunst der Steigerung, einen packenden Gestus und hält zahlreiche faszinierende Momente bereit. Hierzu zählt auch der Schluss: Nach einem durchaus optimistischen Finale endet das Werk mit 3 Schicksalsschlägen.

Wir wünschen Ihnen einen spannenden und bewegenden musikalischen Abend!

Ihr Jonathan Kaell